Gastbeitrag von WIKI-Vorstand Walter Tauber, ursprünglich veröffentlicht im Wohnstätte-Kurier 2/2021
Für etwas zu sein ist schöner als immerzu nur Widerstand zu leisten. Gewiss ist beides notwendig. Wiki Stade entstand, um Bürger gegen den Bau eines Kohlekraftwerkes zu mobilisieren. Doch dann sackte das absurde Projekt von alleine zusammen. Ohne Geld vom Staat krabbelten die Investoren schleunigst davon. Und wir entdeckten, wie erfreulich es ist, sich für Ziele einzusetzen, die uns alle angehen: Generationengerechtigkeit, Alternative Energien, Mobilität, ökologischer Umbau der Landwirtschaft und, ganz allgemein, nachhaltiges Wirtschaften.
Mobilisieren, mitmachen, vernetzen: das sind Schlüsselbegriffe, die umschreiben, was wir tun.
Zwei Absätze aus der Webseite fassen das Projekt zusammen (https://wikistade.org/ueber-uns):
Warum Wiki? Weil diese Plattform durch Mitmachen leben soll. Wiki Stade ist ein interaktives Forum, ein Portal für Bürger, um an der öffentlichen Debatte teilzunehmen. Hier kann man Auskunft suchen, Hilfe für Recherchen finden oder auch sein Wissen der Gemeinschaft zur Verfügung stellen. Aber mit der Hilfe von erfahrenen Journalisten. Hier treffen sich engagierte Menschen und professionelle Medienleute und bauen ein Werkzeug, das allen Bürgern, unabhängig von Konfession oder politischer Glaubensrichtung, zur Verfügung steht.
Etwas tun? Aber was? Die Frage kennen wir. Wer hat nicht schon mal von Aktivität geträumt aber nur Lähmung empfunden? Gerade in konfusen Zeiten, in denen man keinem mehr glauben mag. Dabei wollen wir doch alle dasselbe: Gerechtigkeit, Frieden und eine gesunde Umwelt. Klare Ziele, oder? Früher genügten uns die Leitmedien, die uns irgendwie Halt gaben und das Geschehen glaubhaft interpretierten. Heute tun wir uns damit schwer. Bei komplexen Themen wie der Energiewende verlieren wir schnell den Überblick. Gerade im Lokalbereich fehlen Ressourcen und Zeit, um den Sachen auf den Grund zu gehen.
In den knapp fünf Jahren seit seiner Gründung ist Wiki Stade zu einem graphisch attraktiven und inhaltlich anspruchsvollen Portal geworden. Hintergrundberichte und Zusammenstellungen von Quellen zu komplexen Themen – wie etwa der geplante LNG-Hafen in Stade – stehen hier zur Verfügung. Wir haben uns gefragt, was Generationengerechtigkeit für uns heißt, ja heißen muss. Wir haben die lokale Politik aufgefordert, mehr für Mobilität und für eine fahrradfreundliche Stadt zu tun. Und in ausführlichen Buchbesprechungen haben wir versucht, die wichtigsten Publikationen zu Umwelt und Klimaschutz dem Leser näher zu bringen.
In Video-Berichten haben wir Projekte wie den “Dorfstromer” vorgestellt, das E-Car-sharing auf dem Lande. In Interviews kamen Landwirte zu Wort – Bio wie konventionelle. Und Menschen, die sich für Blumen- oder Streuobstwiesen einsetzen. Wenn man mal hinschaut, erkennt man bald, wie viel los ist im Landkreis, wie viele Menschen sich engagieren für die Umwelt.
Da dürfen natürlich die Schüler von Fridays for Future nicht fehlen, aktuell haben die Sprecher der nach Corona wieder wachsenden Bewegung aus Stade und aus Buxtehude Interviews gegeben.
Aber damit geben wir uns nicht zufrieden: Vernetzung ist uns ganz besonders wichtig. So haben wir die Klimawochen der letzten beiden Jahre unterstützt und darüber in Filmen berichtet. Und gerade hier kam bei vielen Menschen die Erkenntnis: “Ich bin nicht alleine! Andere denken genauso wie ich!” Und es folgte, logisch, die Frage : “Wie und wo kann man sich engagieren, wenn man etwas tun will?” Und das ist der wichtigste Aspekt eines Portals wie Wiki Stade: Wir hoffen, Menschen helfen zu können, einen Platz zu finden in der so diversen Bewegung für eine bessere Welt. So haben Gruppen wie “Essbare Stadt” oder “Stade im Wandel” eine “Kachel” auf der Webseite, um ihre eigenen Inhalte zu veröffentlichen. Wir haben über “Foodsharing” berichtet und immer wieder Meldungen diverser Bürgerinitiativen veröffentlicht. Damit gehen wir nicht in Konkurrenz zur lokalen Presse, die viel schneller und vollständiger ist (und auch mehrmals über Wiki Stade berichtet hat). Wir können bei der Aktualität nicht mithalten. Aber auf einer Homepage sammelt sich eine große Menge von Wissen an – man kann Projekte zurück verfolgen und den Hintergrund von Debatten nachschauen. Die Seite wird zu einem Treffpunkt aller Aktiven.
Wichtig ist es uns dabei, das Positive nicht zu vergessen. Auf der Sparte “Sonnige Seite” kommen nur Meldungen über gute Projekte, weltweit. Und darunter stehen, immer aktuell, die Meldungen der “Agentur für erneuerbare Energien” darüber, was alles Positives in Deutschland geschieht im Bereich Energie. Es tut gut, darin zu stöbern. Denn es gibt zwar viel zu tun – aber es gibt auch sehr viele, die schon anpacken.
Zum Positivsten der letzten Zeit gehört ohne Zweifel der Katalog “Neue Welt”, der regionale Anbieter aus dem Landkreis aufführt, ob Bio oder konventionell. Denn wir glauben, dass regional die erste Stufe der Nachhaltigkeit sein muss. Wenn es die Spenden erlauben, wird der Katalog, der jetzt als Download auf der Seite zu haben ist, auch noch gedruckt.
Wiki Stade e.V. ist ein kleiner, gemeinnütziger Verein. Wir leben von Mitgliederbeiträgen und Spenden. Wenn es reicht, versuchen wir uns an neuen Projekten. Im Oktober etwa starteten die “Gespräche im Park”, bei denen in kleiner Runde – soviel, wie in den Pavillon im Stadtpark passen – über die Probleme diskutiert wird, die uns bewegen. Beim ersten Mal war das Thema allgemein: “Was tun nach der Wahl?” In Zukunft werden wir uns auch spezifischeren Problemen widmen. Ideen sind willkommen.
Überhaupt sind alle willkommen. Mit Ideen und Mitarbeit. Wer ein Projekt vorstellen möchte etwa. Wer einfach gerne schreibt oder das üben möchte, wer fotografiert, filmt oder zeichnet – macht mit bei Wiki Stade. Es macht Spaß!
Der Vorstand:
Walter Tauber, Silke Hemke, Steffen Kappelt, Gisela Hänig.