Beitrag von Matthias Müller, Klimaschutzmanager der Hansestadt Stade / Foto von Sonja Bijlsma / ursprünglich erschienen im Mietermagazin Wohnstätten-Kurier Juni 2022
Wie macht man ein historisches und denkmalgeschütztes Quartier fit für zukünftige Anforderungen in den Bereichen Energieeffizienz, Wärmeversorgung, Mobilität und Klimafolgenanpassung? Diese Frage versucht die Hansestadt Stade aktuell zu beantworten.
IEQK – diese sperrige und unbekannte Abkürzung steht für „Integriertes Energetisches Quartierskonzept“ und soll als Ergebnis eine konkrete Antwort auf die oben genannte Frage für das Zieljahr 2045 geben.
Im ersten Arbeitsschritt erfolgt aktuell eine Analyse des Quartiers, bei der dafür Daten zum Beispiel zum Gebäudebestand, der Energieversorgungsstruktur, Mobilitäts- und Verkehrsdaten, sowie Energieverbräuche erhoben werden. Insbesondere steht dabei die Betrachtung im Fokus, welche Energieträger und welche Wärmebereitstellungstechnologien eingesetzt werden können, um eine CO2-neutrale Wärmeversorgung für 2045 zu erreichen. Unter Verwendung des aktuellen Gasnetzes und der vorhanden Gasthermen könnte dies beispielsweise aus Biogas gewonnenes Biomethan sein, das in das konventionelle Gasnetz eingespeist wird und wie herkömmliches Erdgas verwendet werden kann. Jedoch werden auch andere innovative Ideen aufgegriffen, wie eine mögliche Wärmeversorgung eines räumlich begrenzten Bereiches der Altstadt mit Abwärme aus dem Abwasserablauf des Klärwerkes.
Im zweiten Part werden die (Einspar-)Potentiale der vier Bereiche ermittelt. Für den Gebäudebestand bedeutet dies zum Beispiel, dass bestimmt werden soll, inwiefern sich unter Aspekten des Denkmalschutzes und der Bauphysik Wärmedämmmaßnahmen umsetzen lassen. Die Steigerung der Energieeffizienz ist neben der erneuerbaren Wärmeversorgung das zweite zentrale Standbein zur Erreichung der CO2-Neutralität, da durch diese der Wärmebedarf im Quartier signifikant reduziert werden kann. Für andere Bereiche wie der Mobilität wiederum wird ermittelt, welche Möglichkeiten zur verstärkten Nutzung von ÖPNV bestehen, um so den CO2-Ausstoß aus dem Individualverkehr zu minimieren.
Final wird daraus resultierend ein Katalog erarbeitet, der bereichsspezifische Maßnahmen beschreibt, die in der Gesamtheit für die Stader Altstadt zum Zielbild der CO2-Neutralität in 2045 führen soll, wobei eine Priorisierung der Maßnahmen auf Grund von unter anderem zeitlicher Umsetzung oder CO2-Minderungspotentialen erfolgt. Des Weiteren wird ein Controlling-Konzept erstellt, um stetig einen Vergleich zwischen Ist- und Soll-Zustand nach Umsetzung von Maßnahmen evaluieren zu können und ggf. Anpassungsentscheidungen treffen zu können.
Die Ergebnisse der Untersuchung werden voraussichtlich Anfang des vierten Quartals 2022 vorliegen und dann vorgestellt werden.