Zurzeit ist es in aller Munde: Wie können Kosten für Strom gespart werden?
Balkonsolaranlagen können hierzu einen Beitrag leisten, um z. B. den Strombedarf des Kühlschranks oder ähnlich gelagerter Geräte zu decken.
Diese Anlagen verbinden sich mit Investitionen ab rd. 500 €. Um den Aufwand in Grenzen zu halten, beschränken wir uns auf die Genehmigung dieser Anlagen – die Installation erfolgt dann durch die Mieter*Innen. Vorgezogen nehmen wir lediglich eine statische Überprüfung vor, bis zu welcher Traglast die jeweiligen Balkone ausgelegt sind.
Aus unserem Kollegenkreis stellen wir zwei konkrete Erfahrungsberichte dar.
Mein Projekt Balkonsolaranlage | von Tobias Voßberg
Als ich das erste Mal von der Balkonsolaranlage gehört hatte, wurde ich neugierig. Ich begann mich im Internet zu informieren und fand das System auch unter den Namen SelfPV, Guerilla PV, Stecker-Solar usw.
Mir war neu, dass das System einfach mittels Steckern verbunden und über eine Steckdose ans Hausnetz angeschlossen wird. Der Wechselrichter regelt sich dann in das vorhandene Netz ein und beginnt dann mit der Einspeisung. Das soll nur wenige Sekunden dauern. Zieht man den Netzstecker ab, schaltet sich die Einspeisung sofort ab und es liegt keine (gefährliche) Spannung mehr vor. Bei „Stromausfall“ funktioniert die Anlage dieses Typs nicht. Auch autark (z.B. im Schrebergarten) kann sie nicht betrieben werden. Dieser Anlagentyp ist hauptsächlich dafür bestimmt, die Grundlast tagsüber teilweise zu decken. Wird mehr verbraucht als erzeugt, wird der Ertrag voll genutzt, wird mehr erzeugt als verbraucht, wird der Überschuss ohne Vergütung ins Netz eingespeist, also „verschenkt“. Mit der Einspeisevergütung habe ich mich nicht beschäftigt. Eine Überdimensionierung lohnt sich aus meiner Sicht also nicht.
Ich machte mich also an die Bedingungen für eine mögliche Aufstellung einer solchen Anlage und für die optimale Größe. Als Bewohner eines Einfamilienhauses waren die Randbedingungen relativ einfach erfüllt: Ausrichtung idealer Weise nach Süden mit möglichst wenig Beschattung, stabile Befestigung mit Aufständerung für einen besseren Ertrag, vorhandene Außensteckdose (evtl. Umbau auf Wieland Einspeisesteckdose für erhöhte Sicherheit und nach VDE-Norm) und Genehmigung vom Eigentümer. Zusätzlich informierte ich mich über die Anmeldungen der Anlage beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Ich entschied mich für die Aufstellung auf einem Gartenschuppendach mit Aufständerung (auch wenn das rechnerisch zu ermitteln wäre, ob sich das bei etwa 100 € Anschaffung gegenüber einer direkten Montage auf dem Flachdach lohnt) und eine Anlage mit 300 W (ein Modul der Größe 1,77×1,05 m mit der Leistung 370Wp und einem Gewicht von 20,5 kg) bei einem Jahresverbrauch von (bisher) etwa 2000kWh.
Nachdem auf vielen Anbieterseiten eine Bestellung über mindestens einen Monat nicht möglich war, fand ich eine kompetente Seite, die eine baldige Lieferung in Aussicht stellte. Also habe ich am 12.05.2022 bestellt.
Am 08.06.2022 erfolgte die letzte Teillieferung und es konnte losgehen. Alles provisorisch auf dem Rasen aufgestellt und angeschlossen, die App (in dem gelieferten Wechselrichter ist ein WLAN-Modul integriert) heruntergeladen und eingerichtet, den Wechselrichter mit dem WLAN verbunden und siehe da: der erste Ertrag wurde angezeigt. Hätte der Wechselrichter kein WLAN-Modul enthalten, kann der Ertrag auch mittels eines geeigneten Zwischensteckers erfasst werden.
Abends dann der endgültige Aufbau. Aufständerung befestigt, Modul daran geschraubt, alles angeschlossen und seitdem spare ich jeden Tag Strom.
Natürlich kann das Solarmodul auch – wie der Name schon sagt – senkrecht an den Balkon „gehängt“ werden.
Wochenende mit Mobiler Mikrosolaranlage nebst Speicher | von Christian Pape
Gut, ganz so positiv wie die Erfahrungen des Kollegen Tobias Voßberg war mein „Wochenende“ mit unserer firmeneigenen Mikrosolaranlage nicht. Spannend war es trotzdem.
Aber der Reihe nach: Der Vorteil der von mir getesteten Anlage besteht sicherlich in der Mobilität. Es ist ja eigentlich auch eine Anlage, die eher für Camper konzipiert wurde. Diese Mobilität habe ich genutzt, um die Solarmodule an unterschiedlichen Stellen einzusetzen. Morgens gen Osten ausgerichtet, ab Mittag dann Richtung Süden. Theoretisch wäre es noch möglich gewesen, am Abend etwas Westsonne einzusammeln. Da war ich aber wohl schon zu erschöpft.
Die Kollektoren verfügen über eine Leistung von 320 Wp. Das ist schon ein recht ordentlicher Wert. Bei etwa 800 bis 1.000 Sonnenstunden, die wir auch bei unseren fest installierten PV-Anlagen realisieren, reicht dies prinzipiell für etwa 250-320 kWh p. a. Auch die Größe des Speichers ist mit 2 KW durchaus geeignet, wenngleich das Gerät mit rd. 28 KG nicht gerade leicht ist.
Im Praxistest habe ich nun versucht, Waschmaschine und Trockner gleichzeitig mit dem Speicher zu bespielen. Aufgrund von Überspannung, so meldete es der Speicher sehr rasch, haben sich beide Geräte dann ausgestellt. Anschließend lief dann nur noch der Trockner am Speicher. Zu Beginn des Trocknungsvorgangs war der Speicher zu etwa 60% gefüllt. Nun leerte sich der Akku bedauerlicherweise schneller, als es dem Trockner recht war. Dieser wollte nämlich noch 40 Minuten weitermachen, als kein Strom mehr kam – was mir vor allem vor Augen führte, wieviel Strom so ein Wäschetrockner braucht. Seitdem empfinde ich Wäsche aufhängen an der frischen Luft als etwas sehr…inspirierendes.
Den Tatort nebst vorangegangener Tagesschau haben wir dann aber locker geschafft. Mein Fernseher benötigt im Betrieb zusammen mit dem Receiver eines hier namentlich nicht zu erwähnenden Pay-TV-Senders – bei uns im Haushalt aufgrund der Zweitligaübertragungen unabkömmlich – etwa 90 Watt. Interessant: Bereits im Stand-By-Modus brauchen diese beiden Geräte ebenfalls rd. 40 Watt. Erkenntnis: Was nicht benötigt ist, sollte ausgeschaltet werde.
Dies dürfte wohl insgesamt die interessanteste Erkenntnis des Wochenendes sein: Der Speicher zeigt sehr präzise an, in welchem Umfang er gerade geladen bzw. entladen wird. Bei guter Sonneneinstrahlung z. B lädt sich der Speicher mit Werten ab 250 Watt schnell auf. Allerdings – um sich vollständig zu laden, bräuchte es auch bei diesen Werten acht Stunden bis zur vollständigen Ladung. Und: Bei weniger als 20 Watt entlädt sich der Speicher, weil schon die Steuerung einen höheren Bedarf aufweist.
Das Wochenende hat uns trotzdem viel Spaß gemacht. Auch unsere Hunde fanden das Gerät – wie zu sehen – sehr spannend. Vor allem unsere jüngste Tochter hat die Idee fasziniert, die Sonne für die Stromproduktion zu nutzen. Deshalb kommt jetzt auch eine dauerhaft installierte PV-Anlage aufs Dach. Mit Speicher und Wallbox – und ohne mobilen Akku.
Fazit: Im Geschosswohnungsbau kommen wohl eher klassische Balkonsolaranlage in Frage, die fest mit dem Netz verbunden werden. Dieses Gerät ist eher was für Camper.